Glück

11. Juli 2013

Die Tage bei der Freundin waren einfach klasse. Wir haben uns gegenseitig zu Klamotten überzeugt und ich bin nun auch in Spaghetti-Trägern unterwegs.
Nachdem ich 100 Mal von unterschiedlichen (super tollen!) Menschen beruhigt wurde, wegen den Narben.
Ich dachte, meine Mutter enterbt mich endgültig, stattdessen hat sie es kommentarlos geschluckt. Eigentlich hat sie bisher den Standpunkt vertreten, dass es für Andere eine Zumutung sei, aber ich finde das nicht.

95% unserer Ängste sind unbegründet :)
Als ich von der Freundin hierher gefahren bin dachte ich, was für ein wahnsinnig schönes Leben ich habe, wie hoch meine Lebensqualität ist.
Ich bin als Kind das letzte mal mit Spaghetti Trägern gelaufen, danach nicht mehr.
Es ist sooo ein Unterschied zwischen einer leichten Bluse und einem Spaghetti Träger. Ich habe nicht mehr das Gefühl, nach 2 Stunden Sonne zu kleben und stinken unter den Armen.
Ich habe vergessen, wie unbeschreiblich schön sich Wind, Sonne und Wärme auf dieser Haut anfühlt.
Die Menschen begegnen mir kein Stück anders als sonst. Heute war ich mit einer Freundin shoppen und hatte auch auch ein Spaghetti-Shirt an.
Ich bin ja allgemein ein positiver, fröhlicher Mensch und die Menschen sind genauso positiv und freundlich, wie sonst, als ich lange Sachen hatte.
Viele Betroffene strahlen mich an und ich sie ;)

Auch so wie vorher.


SvV Zitat

28. Juni 2013

Im Vergleich zum tiefen, dunklen, inneren Schmerz der Trauer, der Zerrissenheit, der Angst, welche sich im Bauch, in den Eingeweiden, im Hals und im Herzen ausbreitet, ist der umschriebene Schmerz eines Schnittes in der Haut eine Erleichterung.


Skills/Notfallkoffer

22. Februar 2013

Ach ja, dachte ich beim Lesen eines Blogs, da war ja mal was:
Der Notfallkoffer!

Was ist da drin und wofür ist das gut?
Das ganze erstellt man sich im DBT Programm, genauer im Skilltraining. Dort lernt man Techniken, die jeder „Normalo“ einsetzt, wenn er sich aufregt, wütend ist, traurig oder ähnliches.
Warum?
Viele Borderliner können Gefühle nicht wahrnehmen, können sie nicht benennen und haben dementsprechend etwas gegen sie.
Wie händelt man starke Gefühle, von denen man nichtmal weiss, wie sie genannt werden, geschweige denn, wie man sie abschwächen / einordnen kann?
Man kann sie verdrängen, bekämpfen wie bei einer Selbstverletzung oder man wird einfach apathisch, steigt aus und braucht sich dem ganzen auch so nicht auszusetzen.
Das Problem liegt auf der Hand: Menschen sind nunmal emotionale Wesen, also haben jene, die ein Problem bei der „Gefühlsregulation“ haben ein massives Problem, dass sie das ganze Leben begleitet.
Das Positive: Man kann es lernen.
Das Negative: Es dauert ewig!

Wie kommt es, dass man so massive Probleme hat, Gefühle zu deuten?
Erziehung ist denk ich mal entscheidend. Weint ein Kind, will es getröstet werden.
Lacht man es aus, wird es wütend. Getröstet werden wollen und wütend schreien widerspricht sich, Gefühlschaos entsteht, dass von guten Pädagogen in die richtige Bahn gelenkt werden kann.
Erfährt das Kind viel Ablehnung, wenn es wütend schreit, lernt es, dass es ein schlechtes Gefühl ist, ein Gefühl, dass die Anderen anscheinend nicht kennen?
Falsche Gefühle – man traut der Wahrnehmung nicht mehr. Erlebt eigene Gefühle als bedrohlich, weil sie mit Ablehnung oder Gewalt verbunden werden.
Das nennt man unter Anderem die „Anspannung“ – Gefühlschaos.

Wie kann man das lernen, Gefühle zu benennen und entsprechend zu regulieren?
Indem man jede Menge Protokolle ausfüllt 😉
Diese beinhalten:
– Gedanken (Welche Erinnerungen habe ich?)
– Körperhaltung (zusammengekauert / geballte Fäuste?)
– Wahrnehmung (Was nehme ich wahr?)
– Handlungsdrang (Was kaputtschmeißen, jmd angreifen / weglaufen / ankuscheln)

Ich habe mich im DBT oft gefühlt, wie ein Detektiv, der Indizien sammelt um seinem Gefühl auf die Spur zu kommen 😉
Und die Betreuer/Therapeuten suchen mit.
Ist man dann mal soweit, zu sagen „Ich bin wütend“ geht es weiter.
Viele erleben sich Gefühlen gegenüber ausgeliefert/hilflos. Berühmter Satz, der einem helfen soll „Ich habe ein Gefühl, ich bin nicht das Gefühl!“
Und das ist richtig schwer! Es ist auch nicht so, dass sich nur unangenehme Gefühle „gefährlich“ anfühlen.
Manche hatten Choleriker als Familie, die ausgetickt sind, wenn das Kind lacht. Also lernt das Kind „Lachen kann gefährlich für mich werden“, wenn als Folge zugeschlagen wird.

Und was lernt man da so…?
Das Gefühle okay und erlaubt sind.
Entgegengesetztes Denken: Statt „Alles ist scheiße und keiner liebt mich“, versucht man sich „So schlecht ist alles gar nicht, Person x, y und z lieben mich“ zu sagen.
Was noch?
Den Notfallkoffer.
Der besteht aus Dingen, die einem helfen, sich nicht zu schaden und sich in sich wohl zu fühlen.
Bei mir besteht das viel aus „Körperskills“, die ich nicht mitschleppen muss 😉
Beispiel: Ich werde schnell apathisch. Der Skill: Auf einem Bein stehen und Augen zu – Gleichgewichtssinn.
Man kann nicht das Gleichgewicht halten und dissoziieren 😉
Sowas halt.

Wie gesagt: Es dauert ewig und man muss es wirklich wollen!
Aber es lohnt sich. Früher musste ich auch noch ewig überlegen: Okay, was habe ich gerade an Gefühlen und was stelle ich jetzt mit denen und mir an?
Jetzt geht das deutlich leichter und schneller.
Und: Je länger man sich nicht selbst verletzt, desto besser greifen die Skills. :)