Wie überlebe ich in der Arbeitswelt

29. Oktober 2012

Samstag, 27.10.2012
Wir befinden uns in heimatlichen Gefilden im trauten Kreis der Familie (= Mama und Stella ^^) und lassen uns Lebensweisheiten einer knapp 50 Jahre alten Dame vermitteln.
„Stella – an andere denken ist ja schön und gut. Aber in der Arbeitswelt und beim Chef vergisst Du das am Besten mal komplett!“

Es geht mal wieder um das bevorstehende Gespräch bezüglich der Ausbildung/Probezeit.
„DU willst eigentlich da bleiben, also bleib bei Dir und hör auf, den Leuten entgegen zu kommen, wenn sie nicht Deine Interessen vertreten.
Ich kenn Dich, und ich war 30 Jahre lang genauso – das kannst Du Dir echt ersparen.“
Ich muss lachen – meine Mutter hat mal wieder absolut ins Schwarze getroffen.
Ich würde es ohne weiteres bringen, in so einem Gespräch zu sagen „Ja, ich weiss ja schon, dass Sie nach Ulli jemanden brauchen, der den Überblick behält und den Laden genauso schmeißt, aber Sie haben Recht – das kann ich nicht. Also suchen Sie sich am besten jemand Neuen, ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Suche!“
:uglylaugh:
„Wir Frauen sind da sowieso viiiel zu schnell – wir verstehen dem Anderen seinen Standpunkt und mit dem Verständnis vertreten wir seine Meinung, aber Stella!!! Es geht um DICH!
DU willst die Ausbildung da machen, da brauchst Du ihm nicht noch mit solchen Aussagen in die Hände zu spielen.
Wenn er Dich lowerden will, soll er zusehen, wie er Dich losbringt!“

Mein Plan: Darauf drängen, die Probezeit auf jeden Fall noch abzuwarten (= + 2 Monate = + 2 gesicherte Einkommen.)
Alle 2 oder 4 Wochen ein Zwischenstand, wie es aussieht.
„Stella, Du lässt Dich auf nichts ein!
Nichts mit ´Wir könnten die Probezeit verlängern` – das kommt erst im Dezember!“

Leute – ich bin nervös :zitter: -.-


Barrieren

26. Oktober 2012

„Excusez-ich han ä frog.“
Ulli sieht aus, als würde es kräftig im Kopf arbeiten.
„Ja?“ frage ich. Während der Patient sein Anliegen vorbringt, wendet sie sich ab.
Dieser ältere Herr benutzt keine 3 Sprachen, um sich für einen Frosch zu entschuldigen – Nein, er kommt aus meinem Geburtsland – der Schweiz.
Da hat es Ulli aus Thüringen nicht leicht.

Ihr Umgang mir gegenüber ist nach wie vor bissig, geduldig, freundlich, sarkastisch und zur Verzweiflung treibend.
„WAS will er!?“ fragt sie mich, als er wieder im Warteraum Platz genommen hat.

Barrieren.
In diesem Fall Sprachbarrieren.

Gegen abend kommt Tina vorbei.
Die „Bei Tina hat das alles immer schneller/besser geklappt“ Tina.
Sie ist 22 und Ulli umarmt sie freudig.
Das also ist Tina.
Eine bildhübsche, anmutige junge Frau mit Ehering, die mit 16 Jahren in der Praxis ausgebildet wurde.
Ich fühle mich seltsam leer und unendlich traurig.
Die große, bodenlose Traurigkeit. Ich wäre gern wie sie. Ich wäre gern, wie Ulli mich gern hätte.
Meine Andersartigkeit lässt mich fühlen, wie abbgezäunt, eingesperrt, ummauert.
Auch Natalie kommt noch als Patientin. Sie war auch eine Kollegin.
Jedem Patienten und jeder Ex Mitarbeiterin verhält sie sich so offen, freundlich und humorvoll.
Bei mir…

Mir fällt auf, dass es mir einfach keinen Spaß macht.
Ich gehe nicht gern zur Arbeit und muss mich beherrschen, nicht ständig auf die Uhr zu sehen…


Umgang mit Langeweile

22. Oktober 2012

Der Tag war okay.
Aber mir ist ne riesen große Scheiße passiert: Ich hab am Freitag Blut falsch beschriftet!
Weltuntergang.
Ulli „Stella, was soll ich mit Dir machen? Wenn das nochmal passiert, sagt der Chef, Du kannst nicht mehr ins Labor“
Oh mann. Die liebe Konzentration.
Ich bin gelangweilt. Das ist das große Problem.
Ich hocke vormittags fast nur im Labor und beschrifte, beklebe, drucke für das Labor.
Und ich kann nicht gut mit Langeweile umgehen, schnell werde ich schluderig, unachtsam.
Das war jetzt eine Warnung!!!
In der Schule langweile ich mich auch fast immer, da male ich halt Karos aus. Irgendwas manuelles nebenher.
Nein, ich bin keine Überintelligente, aber der Effekt ist wohl der selbe: Hochbegabte auf der Sonderschule.

In der Pause hab ich bei dem einen Arzt angerufen, der MFA die Lage erklärt und sie hat mich sogar mit dem Doc verbunden!
Er har sich alles ganz geduldig angehört und gemeint, wenn es ernst wird, soll ich mich bei ihm melden.
Total lieb!

Dafür lief das mit den Namen und dem Überblick heute schon besser!!!
Sonst hab ichs mir mal wieder bei Ulli verschissen, für diesen Tag, fürchte ich.
Geduld und TAKTGEFÜHL, Stella!!! :lehrer:
Hab gefragt, wann ich EKG schreiben darf.
„Lern erstmal das Labor“
„Ich glaub, ich kann das Labor so weit, wenn ich mehr machen darf, kann ich mich auch besser konzentrieren“
Das hat sie natürlich nicht geglaubt.
EKG ist was manuelles. Man, ich kann es theoretisch, und ich bin UNGEDULDIG.
Ich brauche Abwechslung, sonst schläft der Kopf ein.
Gefährlich!
Ich habe den GANZEN VERDAMMTEN Nachmittag nur blöd rumgestanden und gefühlt NICHTS gemacht!
Gerade als ich den Chef dezent wegen EKG ansprechen wollte, rief ein pflegeheim an – ein Pat. sei gestorben.
Ich das dem Chef gesagt und er sollte noch zur Leichenenschau. Da wollte ich nicht fragen, wär mir taktlos vorgekommen.
Vllt ergibt es sich morgen…


Montag

22. Oktober 2012

Das Wochenende war schön!
Ich war bei meiner Mutter, habe fast 2 Stunden mit meinem Dad telefoniert und heute kommt er sogar!!!
Ich habe jetzt noch 2 Ärzte, bei denen ich heute in der Mittagspause anrufen möchte.
Beides relativ langweilige Fachrichtungen, aber egal.
Der eine ist strange.
Bei all den Bewerbungen hab ich ihn (gefühlt) ständig auf der Jobbörse inserieren sehen.
„Stella, lass das lieber. Das spricht doch auch für sich!“ Tenor meines Dads.
Da ist was dran.
Was ich mir vorgenommen habe:
– Beide Ärzte fragen, warum sie jetzt noch einen Azubi suchen
– Ob sie schon Azubis hatten
– Ob die Ausbildung fertig gemacht wurde
– Was die Erwartungen sind und
– Was ggf. bei den vorherigen nicht geklappt hat.

Man muss ja nicht direkt und wissentlich suggerieren, dass man ernsthaft in Not ist, und quasi „alles“ nehmen würde, weil man so darauf angewiesen ist.
Sprich: Ich werde einen Selbstwert simulieren ;)
Und stehe dabei gar nicht so doof da..
Grund: Ich habe ein absolutes Schul-Streber Zeugnis!!!
Ein relativ ordentliches Zeugnis von dem letzten Arbeitgeber und ziemlich gute Lügen Erklärungen, die zwar nicht derWahrheit entsprechen, um meine Lücken zu entschuldigen.
*seufz*
Ich mag keine Lügen, aber die Arbeitgeber wollen das ja so :p

Nun wird sich meine Wenigkeit zielstrebig aus dem Bett Richtung Kleider bewegen, damit ich pünktlich, unzerzaust und aufgedonnert in der Arbeit erscheine ^^


Die Sache mit dem Überblick

20. Oktober 2012

Seit gestern schreibe ich mir ALLE Namen auf, die da sind. Dann kreuze ich Wartezimmer, Labor, EKG Raum, Arztzimmer 1 und 2 an. Wenn sie gehen, streiche ich sie durch.
Grund: Ich kann den Überblick nicht behalten.
Null.
Wenn ich einen Patienten annehme, und zwei neue kommen, habe ich den ersten wieder vergessen.
Ulli (die Anleiterin) glaubt nicht, dass ich das in den Griff bekommen kann, aber bekannterweise macht Not erfinderisch.
Unsere Pat sind fast alle über 60 – Landarztpraxis halt.
Die sehen alle gleich aus, mit ihren grauen Haaren Ich schreibe noch Merkmale dazu.
Jung, gestreiftes Hemd oder so.
Hab zum Glück viel Phantasie. Wenn wir zum Beispiel eine Frau Meiser haben, stell ich mir den Vogel im Maisfeld vor. Oder ich werde anfangen, zu kategoriersieren.
Jung, Krücken, Brille, sowas.
Blöd darf man sein, man muss sich bloß zu helfen wissen, gell 😉 Ulli ist natürlich nicht überzeugt, aber egal. Sie sagt, sie glaubt, dass mir Vorraussetzungen für den Job fehlen, die man nicht lernen kann. Und sie meint, alle Azubis konnten das bisher schnell überblicken. Ich frag sie mal, wie viele Pat. schätzungsweise seit September durch gelaufen sind. Wenn der Chef abbrechen sollte, bin ich in ner ziemlich miesen Lage – selbst aus dem vorherigen Betrieb gegangen und nun am 2. schewitern.
Nun schaue ich still, leise und heimlich nach anderen Praxen. Es gibt sogar ein paar, die Azubis suchen.

Die Probezeit geht bis Ende Dezember. Ich glaube, sie wollen einen Azubi, der später den Laden auch allein schmeißen kann. Ulli ist schon über 60, von daher könnte ich mir schon vorstellen, dass die auch in diese Richtung denken.
Sie hat gefühlsmäßig 100 Überstunden im Monat…
Das möchte ich nicht. Vielleicht zweifeln die Ärzte deswegen so sehr, ob ich die Lehre da machen kann.


Am Ende wird alles gut

17. Oktober 2012

– und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es auch noch nicht zu Ende 😉

Der Kelch der Krise ist wieder mal spurlos an mir vorbei gegangen!!!! =)

Es hat sich etwas entspannt.
Hauptsächlich dadurch, dass ich meine Tage habe.
Da bin ich viiiel krisenanfälliger als sonst.
In der gestrigen Nacht hatte ich totale Suizidgedanken.
Die kommen dann als „Feund und Helfer“ und sagen „Du musst nicht weiter leben, wenn das Leben nicht „schön“ ist. Du DARFST sterben.
Belastende Pläne kamen auf und ich hab mit Sab gesimst. Ich hab auch geschrieben, dass die Krankheit ein wahrer Feind ist, weil sie als Pseudo-Erlöser versucht, daherzukommen. Dann konnte ich schlafen. Gestern morgen hatte ich nur noch den Wunsch nach schneiden. Um klarer im Kopf zu werden, wieder „in meine Mitte“ zu kommen.
Ich hatte Angst, ich würde in der Arbeit vollkommen neben mir stehen vor Angst.
Zu viel gegessen.
Aber: Dann auf der Arbeit Schokolade von einer Patientin bekommen.
Hinten drauf ein großer Zettel „Der freundlichen Dame Azubi ein kleines Dankeschön.“ Und ihr Name.
Ich war sooo gerührt :herz: :herz: :herz:
Vor allem, weil die Patientin bloß 2-3 Mal da war seit September und ich „gar nichts besonderes“ gemacht habe.

(Schreibe später weiter, muss in die Schule) :wink:


stabile Instabilität

15. Oktober 2012

Ich hatte ein „Wie ist der Eindruck nach 6 Wochen Gespräch“ und bin arg durch den Wind :heul:

Erstmal kamen ganz viele schöne Sachen. Dass ich ein Sonnenschein bin. Wie stark das auffällt, dass die Pat. im Wartezimmer immer lächeln, dass ich so offen bin.
Und immer pünktlich. Dass ich ein totales Händchen für die Patienten habe und eine soziale Ader.
Aber dann auch, dass sie häufig unsicher sind und es gar nicht konkret sagen können.
Dass ich manchmal wirke, als würde ich neben mir stehen.Dass es wirkt, als würde ich gesagtes aufnehmen, es aber dann wohl doch nicht tun.
Und das schlimmste: Sie würden JETZT im Moment EHER dazu tendieren, die Probezeit abzubrechen :heul:
Es stimmt – ich kapier manche Sachen einfach nicht. Und ich hab nicht begriffen, was die meinen. Und wie ich jetzt was ändern soll.
Das Komische ist, dass mir diese Situationen gar nicht „aufgefallen“ sind.
Ich frag öfter, und .. ich bilde mir ein, dass ich nicht unsicher bin. Dass ist das Problem.
Aber es gibt abH = Ausbildungsbegleitende Hilfen, da bin ich.
Und ich hab Nina angerufen und sie spricht mit dem Chef und fragt mal nach.
Und erklärt es mir dann.
Ich glaub, die denken, ich sei langsam oder schwer von Begriff.
Hmm, total verwirrend.
die Probezeit ginge bis Ende Dezember. Ich hab wirklich Schiss, dass die das vorzeitig abbrechen. Weil so hätte ich jetzt noch ein bisschen mehr Ruhe – von wegen „Ein Monat hab ich mindestens noch“.
Das stresst mich jetzt wahnsinnig. Hab Angst, dass es quasi ständig heißen kann „Frau H, das wars, es hat keinen Sinn“
Ach ja, an positivem haben sie auch gesagt, dass ich immer ruhig bleibe, auch, wenn die Hölle los ist.
Die meinten, sie wollten fair sein und es rechtzeitig ansprechen. Schonmal „gut“
Aber beide sagten, dass sie wie eine Art unsicheres Bauchgefühl bei mir haben, sehr oft. Dass gerade der Senior schon x Azubis hatte und ich bei irgendwas stark abweiche.
Am Anfang habe ich mal gefragt, ob ich den Praxisschlüssel bekomme. Ich glaub, in der 2. oder 3. Woche hatte ich ihn.
Hauptsächlich, weil Uta um Punkt 8 Uhr kommt und die Pat. auch. Mein Bus kommt um 10 vor und es ist ja ziemlich kalt.
Ich habe ihn bekommen, aber jetzt musste ich ihn wieder zurück geben. Weil es unüblich ist, und Azubis in der Probezeit eig nie den Schlüssel bekommen haben. Lauter so komisches.
Und einerseits, dass ich ja so ein Händchen miot Pat hätte, aber andererseits schienen sie zu zweifeln, ob ich das mit schwer/todkranken Patienten hinkriege.
Hää?

Morgen ruft Nina den Chef an!
Hmm.

Und heute fiel auch noch Thera aus, weil er krank ist.
Was fürn Schlamassel.
Dann meine schwierige MUTTER:
Ruft an: „Wie gehts Dir?“
Ich schweige 2 Sekunden.
Sie *jammerton* „Sag mir bitte, dass alles in Ordnung ist, ich mach mir eh immer schon sooo viele Sorgen *jammer quengel Ich-bin-nicht-belastbar.Du-bist-eine-SCHRECKLICHE-Belastung*
Ich kalt „Alles in Ordnung!“
„Ah, gut *minimierter jammer-quengel Ton* und ich hab sie abgewürgt.
Ich komm mir immer vor wie das absolute Loser Kind.
Meine tolle und erfolgreiche Schwester und ICH.
Das schmerzt…
Ich wünschte, ich könnte den Kontakt unterbrechen, Karriere machen und dann wieder Kontakt aufnehmen. Mit ihrem permanenten Gejammer spitzen sich meine Krisen irre zu.
Nun 30 Minuten mit Papa telefoniert und einigermaßen wiederhergestellt.
Papa ❤

Uo, life is NOT easy…


geknickt

11. Oktober 2012

Ich weiss nicht, heute ist es schwierig, aber nicht verwunderlich.
Habe geträumt, dass ich in einer Wohnung wäre und mit einem Hammer auf meine Arme und Beine gehauen habe.
Mir ging es hinterher viel besser, ich war klarer im Kopf und ruhiger.
Ich habe getastet, dass meine rechte Hand und Unterarm gebrochen waren.
Neben mir wurde ein Mann vom Rettungsdienst abgeholt, der sich beide Arme und Beine zertrümmert hatte. Er konnte nicht mehr laufen und ich konnte es noch, und war erleichtert, dass ich den Ausbruch mit „nur“ der gebrochenen Hand und Unterarm überstanden habe.
Sie mussten den Mann tragen.
Ich bin in das Krankenhaus gegangenn, in dem ich im Winter immer war.
Sogar im Traum hat es mir Kummer gemacht, die Zerrissenheit: Gesund werden wollen und das gute Gefühl nach der Selbstverletzung.
Ich dachte „Mensch Stella, jetzt fängt das ganze wieder an, Du wolltest doch gesund werden“
Im Krankenhaus war sie nicht. Ich wurde geröntgt obwohl eindeutig in der Hand und dem Arm spitze Knochen tastbar waren. Ich dachte „Er tastet gar nicht“
Am Telefon hat er überascht gesagt, dass Hand und Arm tatsächlich gebrochen seien.
Ich dachte, wenn das gerichtet wird, sieht man ausgerechnet den eh schon stark vernarbten Arm.

Das belastet mich grad sehr.
Der Traum weckt leise Wünsche in mir.
Nein, ich habe keine Angst vor einem Rückfall. Es ist eine Art von Melancholie in mir.
Niedergeschlagen.
Geknickt.

In der Praxis läuft es besser finde ich.
Die Frau vom älteren Chef kam diese Woche immer in der Pause und hat mir gesagt, was neben dem Medizinischen noch meine Aufgaben sind:
Kaffee kochen, lüften, heizen der Räume und sie ist sehr penibel!!!
Also richtig richtig penibel.
Meine erste emotionale Reaktion war: Panik.
Ich dachte (wie immer) „Oh mein Gott, das kann ich mir nicht merken blablabla“ Wie immer halt. Ich reagiere grundsätzlich auf Anforderungen mit Panik.
Jetzt ist sie natürlich verflogen, heute hat sie mich gelobt, weil alles so war, wie sie es wollte 🙂
Genauso penibel.
Und ich stehe ja auf sowas.
Es sind klare Anweisungen und ich habe es in der Hand – eine Sache, die ich aktiv beeinflussen kann, wenn es um die Frage geht, ob ich die Probezeit Ende Dezember bestehe oder nicht 🙂

Die Schule ist immernoch schön und ich verstehe mich immernoch gut mit den Anderen.
Gestern war auch schon ein schwierigerer Tag, weil eine Klassenkameradin 2 Mal über Suizid/ Suizidankündigung / Methodendiskusionn gesprochen hat.
Das war mir zu nah.

Sonst habe ich entdeckt:
Was hat Jo Hiller?
Im Studienhospital Münster üben Medizinstudenten, wie man Patientengespräche führt – normalerweise mit Schauspielern. Heute aber spielt Planet-Wissen-Moderator Jo Hiller den Patienten. Bekommen die Studenten heraus, welche Krankheit Jo hat?

http://www.planet-wissen.de/alltag_gesundheit/medizin/beruf_arzt/video_arzt_jo.jsp


Er wurde nur 5 Wochen alt!!!

2. Oktober 2012

DRAMA!!! *trommelwirbel* :panik:
Mein Kittel fand auf grausamste Weise sein Ende! Der gewalttätigen Besitzerin genügte es scheinbar nicht, das wehrlose Stück Stoff brutal über der Ecke einer Schublade zu ZERFETZEN – ohne Herz – kalt und mitleidlos – kontaminierte sie es auch noch mit Blut!
Der ehemals reine, heile und weiße Kittel fand sein trauriges Ende nach nur 5 Wochen in der Mülltonne.

:p

Bin zum Teil sagenhaft nervös, wenn meine Anleiterin neben mir steht.
Kopflos und hektisch aufgestanden, Kittel kaputt und dann auch noch Blut umgekippt.

Ein eindeutiges Zeichen für mich: Bleib ruhig, entspann die Schultern und atme bewusst in den Bauch, vor allem, wenn sie zuschaut.
Grund für die Nervosität ist – wie könnte es anders sein – das Zwischenmenschliche.
Oder meine intensiven Gefühlsausbrüche?
Nun, wahrscheinlich begünstigt sich das und dann kommt eins zum Anderen.

Auslöser sind eine Ansammlung von spitzen Kommentaren, die mir von ihr hingeknallt werden. Rechtfertige ich mich, heißt es, ich müsse auch immer das letzte Wort haben.
Oder es gut sein lassen.
Ich gerate zu schnell in Panik. Sätze wie „Dir ist auch alles egal / Du fühlst Dich ja auch für nichts zuständig / Schalt mal Deinen Kopf ein! / Mensch, Du bist bist ja nicht der erste Azubi, aber mal im Ernst *vielsagender Blick* und dann rauscht sie ab und ich steh da mit offenem Mund und frag mich, was ich jetzt machen soll.
Impuls wäre: Ihr nachrennen mich hundertmal zu enschuldigen (ohne den Grund zu wissen) und sie anzuflehen, mich nicht zu feuern.
Immerhin soweit hab ich mich unter Kontrolle, dennoch bleibt eine wahnsinns Anspannung.
Die Zukunftsangst überwältigt mich bei sowas oft.
Ich denke dann gleich „Oh mein Gott, ich komm nicht über die Probezeit, ich werde niemals eine Ausbildung abschließen können“ etc etc………….
„Die Patienten interessieren Dich nicht wirklich, was?“
„DOCH!!!?“
„Merk Dir endlich die Namen!!!“
Das ist in der 5. Woche zu viel verlangt, aber in dem Moment fühle ich mich dann ausschließlich panisch und unfähig.

Was ich übe:
Körperliche Entspannung! Ich bekomme Rückenschmerzen, wenn ich Angst habe, da ich dann Rücken und Schultern anspanne.
Frühwarnzeichen wahrnehmen, tief durchatmen, ruhig bleiben, sachlich bleiben.
Auf nichts persönliches eingehen wie das regelmäßig hingeknallte „Dein verwirrter Kopf“ etc.
Gegenbeispiele in Gedanken festhalten, Patienten, die mir sagen, wie freundlich ich bin.
Beispiel:
Ein schwieriger Privatpatient kommt rein und brummt „Ich kann langsam diese ganzen Weißkittel nicht mehr sehen!“
Ich schaue ihn perplex an „Ich wünsche Ihnen trotzdem einen guten Tag!“
„Sehr freundlich von Ihnen“ gezwungenes Lächeln.

Heute kam er wieder.
Erzählt wie immer seine Lebens;- und Leidensgeschichte, während ich etwas für ihn kopiere.
Als das Telefon klingelt sage ich „Einen Moment bitte“
Nach dem Telefongespräch sehe ich ihn auffordernd an.
Fragender Blick seinerseits.
„Sie waren was am erzählen, wegen dem Krankenhaus“
„Ach – Sie sind aber aufmerksam!“ *erfreut*

„Ich wünschte, die Pat. würden das nicht nur mir, sondern auch dem Chef sagen“ erzähle ich in der Pause besorgt meiner Mutter am Telefon.
„Die Anleiterin sagt immer nur, was ich falsch mache, das verunsichert mich“
„Stella, glaub mir, die Chefs kriegen das trotzdem mit!“ stärkt sie mir den Rücken. Sie stärkt ihn mir so, dass ich weiter mache: So gut ich kann.
„Stella, Du schlägst Dich sooo tapfer, ich bin sooo stolz auf Dich!“
Meine Mutter ersetzt das, was ich mir von der Anleiterin wünsche. „Bleib immer sachlich. Du machst das gut, lass Dich bloß nicht verunsichern. Konzentrier Dich auf Deine Stärken und arbeite an den Schwächen.“

Wir stehen uns sehr nahe gerade.
So eine Mutter zu haben ist sooo viel wert.
Obwohl sie von dem Medikamenten-Rückfall weiss.

Morgen ist erstmal Feiertag.
Wenn die Angst vor der Anleiterin aufkommt (bzw. davor, gefeuert zu werden), klappt erst Recht nichts. Dann vergesse ich auch, dass ich Manches schon gut mache.
Ich geh trotzdem immer gern zur Arbeit, obwohl es schwierig mit der Kollegin ist.
„Glaubst Du WIRKLICH, dass das der richtige Beruf für Dich ist!?“
JA! ;)

Einen schönen Feiertag wünsche ich euch :wink: