DRAMA!!! *trommelwirbel*
Mein Kittel fand auf grausamste Weise sein Ende! Der gewalttätigen Besitzerin genügte es scheinbar nicht, das wehrlose Stück Stoff brutal über der Ecke einer Schublade zu ZERFETZEN – ohne Herz – kalt und mitleidlos – kontaminierte sie es auch noch mit Blut!
Der ehemals reine, heile und weiße Kittel fand sein trauriges Ende nach nur 5 Wochen in der Mülltonne.
Bin zum Teil sagenhaft nervös, wenn meine Anleiterin neben mir steht.
Kopflos und hektisch aufgestanden, Kittel kaputt und dann auch noch Blut umgekippt.
Ein eindeutiges Zeichen für mich: Bleib ruhig, entspann die Schultern und atme bewusst in den Bauch, vor allem, wenn sie zuschaut.
Grund für die Nervosität ist – wie könnte es anders sein – das Zwischenmenschliche.
Oder meine intensiven Gefühlsausbrüche?
Nun, wahrscheinlich begünstigt sich das und dann kommt eins zum Anderen.
Auslöser sind eine Ansammlung von spitzen Kommentaren, die mir von ihr hingeknallt werden. Rechtfertige ich mich, heißt es, ich müsse auch immer das letzte Wort haben.
Oder es gut sein lassen.
Ich gerate zu schnell in Panik. Sätze wie „Dir ist auch alles egal / Du fühlst Dich ja auch für nichts zuständig / Schalt mal Deinen Kopf ein! / Mensch, Du bist bist ja nicht der erste Azubi, aber mal im Ernst *vielsagender Blick* und dann rauscht sie ab und ich steh da mit offenem Mund und frag mich, was ich jetzt machen soll.
Impuls wäre: Ihr nachrennen mich hundertmal zu enschuldigen (ohne den Grund zu wissen) und sie anzuflehen, mich nicht zu feuern.
Immerhin soweit hab ich mich unter Kontrolle, dennoch bleibt eine wahnsinns Anspannung.
Die Zukunftsangst überwältigt mich bei sowas oft.
Ich denke dann gleich „Oh mein Gott, ich komm nicht über die Probezeit, ich werde niemals eine Ausbildung abschließen können“ etc etc………….
„Die Patienten interessieren Dich nicht wirklich, was?“
„DOCH!!!?“
„Merk Dir endlich die Namen!!!“
Das ist in der 5. Woche zu viel verlangt, aber in dem Moment fühle ich mich dann ausschließlich panisch und unfähig.
Was ich übe:
Körperliche Entspannung! Ich bekomme Rückenschmerzen, wenn ich Angst habe, da ich dann Rücken und Schultern anspanne.
Frühwarnzeichen wahrnehmen, tief durchatmen, ruhig bleiben, sachlich bleiben.
Auf nichts persönliches eingehen wie das regelmäßig hingeknallte „Dein verwirrter Kopf“ etc.
Gegenbeispiele in Gedanken festhalten, Patienten, die mir sagen, wie freundlich ich bin.
Beispiel:
Ein schwieriger Privatpatient kommt rein und brummt „Ich kann langsam diese ganzen Weißkittel nicht mehr sehen!“
Ich schaue ihn perplex an „Ich wünsche Ihnen trotzdem einen guten Tag!“
„Sehr freundlich von Ihnen“ gezwungenes Lächeln.
Heute kam er wieder.
Erzählt wie immer seine Lebens;- und Leidensgeschichte, während ich etwas für ihn kopiere.
Als das Telefon klingelt sage ich „Einen Moment bitte“
Nach dem Telefongespräch sehe ich ihn auffordernd an.
Fragender Blick seinerseits.
„Sie waren was am erzählen, wegen dem Krankenhaus“
„Ach – Sie sind aber aufmerksam!“ *erfreut*
„Ich wünschte, die Pat. würden das nicht nur mir, sondern auch dem Chef sagen“ erzähle ich in der Pause besorgt meiner Mutter am Telefon.
„Die Anleiterin sagt immer nur, was ich falsch mache, das verunsichert mich“
„Stella, glaub mir, die Chefs kriegen das trotzdem mit!“ stärkt sie mir den Rücken. Sie stärkt ihn mir so, dass ich weiter mache: So gut ich kann.
„Stella, Du schlägst Dich sooo tapfer, ich bin sooo stolz auf Dich!“
Meine Mutter ersetzt das, was ich mir von der Anleiterin wünsche. „Bleib immer sachlich. Du machst das gut, lass Dich bloß nicht verunsichern. Konzentrier Dich auf Deine Stärken und arbeite an den Schwächen.“
Wir stehen uns sehr nahe gerade.
So eine Mutter zu haben ist sooo viel wert.
Obwohl sie von dem Medikamenten-Rückfall weiss.
Morgen ist erstmal Feiertag.
Wenn die Angst vor der Anleiterin aufkommt (bzw. davor, gefeuert zu werden), klappt erst Recht nichts. Dann vergesse ich auch, dass ich Manches schon gut mache.
Ich geh trotzdem immer gern zur Arbeit, obwohl es schwierig mit der Kollegin ist.
„Glaubst Du WIRKLICH, dass das der richtige Beruf für Dich ist!?“
JA!
Einen schönen Feiertag wünsche ich euch