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Unter den scheinbaren Verbündeten der USA in Syrien, den Gegnern Assads also, sind radikale Islamisten, Gotteskrieger, die davon träumen, US-Botschaften in die Luft zu jagen. Unter den Verbündeten der USA sind Kurden, deren möglicher Erfolg gegen Assad wiederum den US-Verbündeten Türkei mit seiner ungelösten Kurdenfrage vor große Probleme stellen wird. Gleichwohl unterstützt die Türkei Assads Gegner nach Kräften, soweit sie keine Kurden oder Islamisten sind.
Unter den US-Verbündeten sind aber auch Saudi-Arabien und einige Golfstaaten, die auf eine durchaus fragwürdige jüngere Vergangenheit zurückblicken, was die Hilfe für Islamisten betrifft. Sie liefern Unmengen Waffen an die Aufständischen, die sie zuvor von den USA und ihren Verbündeten, auch von uns, gekauft haben. Assad wird derweil von Russland unterstützt, das seinerseits verbittert reagiert, weil die USA die bilateralen Gespräche abgesagt haben. […]
Im Diplomatensprech: Die gesamte Region wird destabilisiert. Mit unabsehbaren Folgen. Werden die Radikalen das Kommando übernehmen, wird Syrien geteilt, versinkt der Libanon wieder in einem Bürgerkrieg, den man mühsam überwunden glaubte? Wie sind die Auswirkungen auf die Türkei, sollte sich eine selbstständige Kurdenregion herausbilden, und auf den Irak?
[…] günstig ist eine Eiszeit zwischen den USA und Russland ohnehin nie, aber selten seit dem Ende des Kalten Krieges war sie ungünstiger als heute. […]
Die Menschen in Syrien werden davon nicht viel mitbekommen. Ihr Land wird einen „begrenzten Militärschlag“ der Verbündeten erleben. Und für die, die sterben, die ihre Gesundheit verlieren, ihre Kinder, Eltern oder Geschwister, für die wird es ziemlich nebensächlich sein, ob es ein UN-Mandat gibt für ihr Leid. Dieses Leid wird deswegen nicht enden.
http://www.fr-online.de/syrien/leitartikel-syrien-ein-sinnloses-zeichen,24136514,24149034.html
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Keiner will Krieg, aber es muss etwas geschehen – da waren sich die Anwesenden einig. Einzige Ausnahme: Sahra Wagenknecht. „Ein Militärschlag ist auch Mord, das ist das Letzte, was die Zivilbevölkerung braucht“, sagte die stellvertretende Partei- und Fraktionschefin Die Linke und forderte politische Lösungen. Die Kriegsparteien sollten unter UN-Hoheit miteinander verhandeln. „Wir sollten aufhören auf die Kriegslogik zu setzen.“ Mit einem Angriff bestehe zudem die Gefahr, indirekt die Al-Kaida-Milizen zu stärken.
http://www.fr-online.de/tv-kritik/tv-kritik-anne-will-das-morden-in-syrien-muss-aufhoeren,1473344,24149344.html