Heyho!

12. Mai 2021

– und ganz plötzlich sind fünf Jahre vorbei!

– und es gibt immer noch einige Aufrufe, trotz all der Zeit, was mich freut und berührt

– und somit habe ich beschlossen, ein kleines Update zu schreiben. =)

Gerade sitze ich im Zug von meinem Papa nach Hause zu meinem Mann. Also, fast, bald, zum-Greifen-nahe Mann 😉

In meinem Bauch befindet sich ein nicht mehr ganz unsichtbares, zappeliges Lebewesen und in dieser Woche habe ich Urlaub.

Worauf man messerscharf schlussfolgern kann, dass ich nach meiner Ausbildung tatsächlich nach nur x Anläufen endlich im Berufsleben Fuß gefasst habe – eine Tatsache, die mich immer noch zeitweise erstaunt die Augen reiben lässt. Irgendwie dachte ich, der rote Faden meines Lebens wäre Misserfolg im Beruf und auf einmal stelle ich fest, dass ich doch zu etwas zu gebrauchen bin.

Hat wohl auch dazu geführt, dass sich mein Weltbild in Bezug auf mich ziemlich drastisch verändert hat. Im positiven Sinne. 🙂
Was gibt es noch?
Na klar – meinen Verlobten, auch die Liebe meines Lebens genannt 😉 Kennt ihr „Wie vor Jahr und Tag“ von Reinhard Mey? Ein absolut wunderbares Lied, dass ich fast vollständig unterschreiben kann. Ich hätte nie gedacht, dass sich eine Beziehung so normal anfühlen würde, irgendwie dachte ich immer, es gäbe bestimmt viiiele Schwierigkeiten, aber die sind in den fünf Jahren bisher ausgeblieben.

Liebe ist wie atmen, sagte eine Mitschülerin aus der Ausbildung zu mir und so fühlt es sich auch an. Wir sind definitiv für einander geschaffen 🙂

Seitdem ich Geld verdiene, habe ich auch „meine“ Sportarten gefunden – Ballett und EMS. EMS ist ziemlich teuer, aber unglaublich effektiv und dieses Kribbeln durch den Anzug ist ein hundertprozentiger Ersatz für Selbstverletzungen. Die schlägt mir mein Kopf in seeehr regelmäßigen Abständen nämlich nach wie vor als Lösung vor – etwas, womit ich mich abgefunden habe. Dadurch, dass ich mit zwölf Jahren angefangen habe, ist mein Gehirn wohl für alle Zeiten darauf getrimmt, dass es eine super Sache gegen Probleme und Anspannungen ist. Früher habe ich gehofft, dass das mal aufhört – nun bin ich im neunten(!) Jahr weg davon und bekomme es immer noch vorgeschlagen – okay, kann ich mit leben, ist eben so.

Aber noch etwas hat sich verändert im Umgang damit – meine Narben sind mir komplett Piepegal. Hätte ich auch nicht unbedingt erwartet, dass das so kommt, erleichtert das Leben aber natürlich ungemein.

In der Notaufnahme sehe ich jetzt die immer gleichen Kandidatinnen mit Selbstverletzungen und jedes Mal ist es eine Mischung aus Dankbarkeit, Demut und einer Spur von Wehmut. Aber diese Spur ist gut auszuhalten und beeinträchtigt mich jetzt nicht wesentlich.

Mir ist es auch egal, dass die Ärztinnen und Pflegerinnen das bei mir sehen, ich sehe es eher als Vorteil auch im Sinne der „Aufklärung.“

Und ich werde sehr sauer, wenn jemand abfällige Kommentare darüber lässt, weil ich das alles kenne und es nichts mit Dummheit/Langeweile wasauchimmer zu tun hat.

Manche Kolleginnen haben mich darüber schon ausgefragt und das finde ich gut. Was absolut nicht bedeutet, dass ich ungefragt meinen Senf zu allem gebe ^^

Was noch?
Mein Innenkind ist auch noch da und darf das auch. Mein Verlobter hat es auch lieb und in der Regel spielt es mit ihm ein Brettspiel. Macht ihm auch wesentlich mehr Spaß, weil ich als Große viel zu gerne gewinne und ähm… aggressiver spiele xD

Das ist unendlich viel wert, dass alle „Anteile“ da sein dürfen und nicht unterdrückt werden. Sonst fühlt man sich viel kränker.

Früher hatte ich Phasen, in denen ich ständig apathisch geworden bin und dissoziiert habe – das ist auch vorbei. Ich war (leider) mal in einer Situation absoluter Todesangst, war steif, erstarrt und handlungsunfähig, aber da heraus ist eine „Soldatin“ entstanden, die niemals Angst hat und keine Schmerzen kennt. Die „uns“ beschützen würde, egal vor wem. Das ist einerseits ein Segen, andererseits manchmal auch nicht ganz einfach, weil sie keine zwischenmenschlichen Beziehungen „kennt“. Das ist mir mal aufgefallen, als ich emotional verletzt war und sie unbedingt Kante zeigen wollte im Sinne von: Schieß ihn ab, der hat dich nicht verdient. Soll er doch sehen, was er davon hat.

Die Soldatin ist ein sehr kleiner Teil, aber wichtig für mich und mit den Jahren klappte das Zwischenspiel große Stella, kleine Stella und Soldatin wirklich gut.

Ich bin mit dreißig Jahren an dem Punkt meines Lebens, den ich mir immer ersehnt habe und von dem ich lange nicht geglaubt habe, ihn erreichen zu können.

Mann, Kind(er), Hobbies, Freunde, Familie, Beruf – mehr wollte ich nie vom Leben und es erscheint manchmal unwirklich, dass es so läuft.

Auch wenn mein Leben über zehn Jahre hinweg ziemlich schrecklich war, ist es doch lange vorbei und ich denke immer wieder, dass ich ohne die schlimmen Sachen vielleicht nicht an diesem Punkt wäre, wo ich so glücklich bin.

Ich kenne einige, die mit 40, 50 Jahren unzufrieden mit der Gesamtsituation sind und ich denke regelmäßig, dass ich bisher viele richtige Entscheidungen getroffen habe.

Auch dafür bin ich dankbar.

So, das war jetzt mein kleines Fünf-Jahres-Update 🙂

Ich wünsche euch alles Liebe und sonnige Grüße

stellinchen

7 Responses to Heyho!

  1. Markus Schulte sagt:

    Danke,
    dass du dich nach der langen Zeit noch einmal gemeldet hast. Ich freu mich für dich, dass du jetzt ein so tolles Leben hast. Es ist schon Wahnsinn, was möglich ist.

    • stellinchen sagt:

      Lieber Markus,

      Auch dir ❤ lichen Dank für deinen Kommentar 🙂
      Ja, da hast du allerdings recht. Es fühlt sich vereinzelt noch irreal an. Allerdings, und jetzt kommt's, nicht mein jetziges Leben, sondern die vielen Jahre, in denen es mir so schlecht ging.
      Das macht mich echt glücklich.

      Alles Liebe
      Stellinchen

  2. Mari sagt:

    Diese Zeilen zu lesen macht mich froh! Du kannst stolz sein auf dich! Ich wünsche dir weiterhin alles Glück dieser Welt! Du hast es verdient!

  3. Michaela sagt:

    Irre wieviel Zeit vergangen ist. Da dein Beitrag ja schon ein paar Tage her ist, hat euer Kind schon längst das Licht der Welt erblickt 😃😃. Hoffe euch dreien geht es gut 🙂🙂

    • stellinchen sagt:

      Liebe Michaela,

      Danke für deinen Kommentar! Ja, der kleine Schatz ist nun 8 Monat alt und natürlich das liebste, süßeste und pflegeleichteste Kind, das ich mir vorstellen kann. Darum ist das zweite auch schon in Planung 😉

      Hier ist es immer noch schwindelerregend schön ❤
      So alles in allem.
      Und wie geht's dir?

      Alles Liebe
      Stellinchen

      • Michaela sagt:

        Die Kurzversion lautet… Ich taue gerade auf 🙂🙃. Die Langversion würde hier arg den Rahmen sprengen.

        Freue mich sehr darüber, dass du deinen Platz gefunden hast 🙂🙂❤️

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